Bericht Schellen Sau Tour 2016

Schellen Sau war wieder unterwegs

Alle zwei Jahre geht das Schellen Sau Radl-Team auf große Fahrt. Die 1000 Kilometer Touren sind inzwischen ein fester Bestandteil im Jahresplan der Radler und finden immer mehr neue “Narrische”, die als Mitradler dabei sind. So starteten dieses Jahr neun Radler in Wasserburg zu der Tour Richtung Slowenien und wieder zurück.

Die Planung beginnt lange vor der Tour

Bevor der Startschuss fallen kann ist aber zunächst einiges an Vorbereitung nötig: So erzählt der zweite Vorstand von Schellen Sau Michael Köhldorfner aus Schnaitsee, dass die Planungen für diese Mammut-Tour bereits mit dem Ende der vorhergehenden Tour begannen.

Zunächst fängt es mit einer Idee für ein neues Ziel an. Das ergibt sich laut Köhldorfner meistens zufällig bzw. “fällt ihm etwas zu”. Und so war es auch dieses Mal: Anfang 2015 las der 2. Vorstand von Schellen Sau einen Artikel über die “Schlachten von Isonzo”. Dabei ging es um die dramatischen Szenen, die sich bei zwölf Gefechten zwischen 1915 und 1918 an der Grenze zwischen Italien und Österreich-Ungarn am Oberlauf des Isonzo in den Julischen Alpen abspielten.

Bei Nachforschungen stellte sich heraus, dass der italienische Fluss Isonzo in Slowenien zur Soca wird. Und dort waren schon häufiger einige der Schellen Sau Mitglieder zum Camping und Radlfahren unterwegs. Somit war das grobe Ziel für die 1000km-Tour schon mal gefunden.

Nun folgt die weitere Streckenplanung. Eine grobe Route wird per Karte festgelegt. Dabei sind einige Vorgaben zu beachten: die Strecke muss mindestens 1000km lang sein, sie soll möglichst auf Nebenstraßen verlaufen, um dem großen PKW- und LKW-Verkehr aus dem Weg zu gehen. Dann sollen auch landschaftlich schöne Gegenden befahren werden, um die Fahrt abwechslungsreich und interessant zu gestalten.

Mit diesem Plan machte sich Köhldorfner dann zusammen mit seiner Tochter Johanna im August 2015 zunächst mit dem Auto auf den Weg, um die Strecke zu besichtigen. Mit den hier gewonnen Erkenntnissen wurde die Strecke dann das erste Mal überplant und im September 2015 erneut mit dem Auto abgefahren. Die Strecke wurde dabei mit einem GPS-Gerät aufgezeichnet und die markanten Punkte für mögliche Pausen festgelegt und mit Fotos dokumentiert. Johanna schrieb dazu ein ausführliches und detailliertes Tourbuch. Das ermöglicht den Begleitern vorauszufahren und die Pausen vorzubereiten.

Bei den Rastplätzen gilt das Augenmerk dabei besonders der Nähe zu Einkaufsmöglichkeiten, Toiletten und Waschgelegenheiten und natürlich soll der Platz auch ein wenig ruhig liegen, damit sich die Radler bei ihren Pausen entspannen können – ganz besonders gilt das für die beiden Übernachtungsplätze, wo man drei bis vier Stunden Ruhe finden soll. Die Planung einer solchen Tour sieht einen klaren Rhythmus vor: Rund drei Stunden fahren, dann ca. 45 Minuten Pause, je fünf Etappen am Donnerstag und am Freitag und drei Etappen am Samstag mit der Option für längere Pausen. Dazu kommt jeweils eine längere Pause in der Nacht von rund vier Stunden.

Schließlich wurden während der Trainingszeit Teile der Strecke auch mit dem Radl abgefahren. Nach diesen aufwändigen Planungen wurde die finale Strecke festgelegt und alles ordentlich zusammengeschrieben, damit die Strecke dann zur Jahreshauptversammlung im Frühjahr 2016 präsentiert werden konnte. Als Termin wird immer ein Wochenende gesucht, das nahe an der Sommersonnenwende liegt, um möglichst kurze Nächte zu haben.

Mit diesem Wissen können nun alle potentiellen Mitradler entscheiden, ob sie mitfahren. Wenn die Anzahl der Radlfahrer bekannt ist kann die Planung für die Begleitfahrzeuge angegangen werden. Es sind immer mindestens zwei Fahrzeuge nötig: Ein Küchenauto und ein weiteres Transportfahrzeug, das Ausrüstung und Personen aufnehmen kann. Weil sich dieses Jahr zehn Radlfahrer angesagt hatten war ein drittes Fahrzeug nötig, denn falls es Ausfälle oder Probleme gibt sollte immer die Möglichkeit bestehen, dass die Biker in einem Auto Platz finden.
Zusammen mit den Begleitern waren damit 18 Personen auf der Tour unterwegs. Für diese Personen musste im Vorfeld die Verpflegung geplant und eingekauft werden. Am Tag vor der Tour wurde alles in die drei Begleitfahrzeuge verpackt und die Ausrüstung vorbereitet und verstaut.

Der Startschuss fällt

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Der Startschuss zu der 1000km-Tour war am Donnerstag pünktlich um 5.00 Uhr morgens. Es machten sich neun Radler auf den langen Weg Richtung Slowenien und zurück. Die acht Begleiter starteten ebenfalls auf den Weg zum ersten Treffpunkt bei Anger.

Die Fahrt begann sehr gut. Nach den schlechten Wetterphasen in den Tagen und Wochen vor der Tour hatte man optimales Wetter erwischt und der Wettergott meinte es richtig gut mit den Schellen Saulern. So verwundert es nicht, dass man nach den ersten beiden Etappen gut eine halbe Stunde vor dem Zeitplan lag. Dieser Vorsprung wurde allerdings bei der Königsetappe des Tages wieder aufgebraucht: Der Weg nach Obertauern und über den Katschberg nagte an den Reserven, als man in der drückenden Hitze des Nachmittags bergauf fuhr. Alle Fahrer waren sichtlich froh, als sie zur dritten Raststation kamen und die Wasserflaschen wieder aufgefüllt werden konnten.

Nach einer knappen Stunde Pause ging es dann weiter. Die nächsten zwei Etappen liefen wieder so gut, dass man zur Nachtruhe in Sella Nevea sogar wieder vor dem Zeitplan lag. Damit ging der erste Tag gegen Mitternacht zu Ende und man konnte ein paar Stunden schlafen.

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Nach einer kurzen Nacht wurde am Freitag um 4 Uhr geweckt und gefrühstückt. Um 5 Uhr ging es dann wieder auf die Räder. Es wartete auch gleich der erste Anstieg von 20 km Länge über den Passo di Predil über die Grenze nach Slowenien hinein. Dort traf man dann auch auf die ersten Spuren der Verteidigungslinie der Schlachten am Isonzo. Slowenien war für die meisten Radlfahrer Neuland und so lenkte die abwechslungsreiche und schöne Landschaft die Radler von den Strapazen der Tour ab und man kam gut voran, obwohl es ständig auf und ab ging. Nur eine kurze Passage in der Mittagshitze, wo man eine längere flache Strecke mit vielen winkeligen Kurven bewältigen musste, raubte den Radlern kurz die Lust am Fahren, sodass selbst alte Hasen an einen Ausstieg bei der nächsten Etappe dachten. Aber hier wusste das Begleiterteam Abhilfe: Kurzerhand wurde ein Rastplatz von einem Parkplatz an einen schönen Bachlauf verlegt, wo man sich im kühlen Wasser erfrischen konnte, und der Tourkoch Luggi Wimmer hatte frisch gebratenen Fisch mit Zitronenbutter und Gemüse zubereitet.

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So gestärkt ging es schließlich wieder munter weiter Richtung Seebergsattel und damit wieder hinein nach Österreich. Direkt am Pass wurden die Radler von einem erfrischenden Regenschauer überrascht, den man bei einem kühlen Radler abwarten wollte. Als es aber nach 30 Minuten immer noch regnete, beschloss man trotzdem weiterzufahren, um den Zeitplan nicht zu sehr zu strapazieren. Motorradfahrer, die ebenfalls den Schauer aussitzen wollten schüttelten nur ungläubig den Kopf. Wie recht man hatte weiterzufahren, zeigte sich schon bald: Nach 5 km Abfahrt hörte der Regen auf und es wurde sofort wieder warm und die nasse Radlkleidung trocknete sofort. So ging es den Nachmittag bei Temperaturen von über 30 Grad durch das Murtal, wo man nach über 770 km Fahrt den ersten Platten der ganzen Tour hatte. Witzigerweise erkannte der erste Vorstand Sepp Mayer die Gegend sofort wieder. War er doch erst wenige Tage zuvor hier, um seiner zweiten Leidenschaft, dem Angeln an der Mur nachzugehen.

Nach dem Reparaturstopp ging es also weiter durch das Enstal hinein ins Steirische Salzkammergut. In der Nachetappe hatte dann einer der Radler aufgrund von grobkantigen Schotters einer Baustelle kurz hintereinander zwei Platten – einmal hinten und einmal vorne. Gemeinsam wurden die Platten schnell repariert und man strebte dem zweiten Nachtlager entgegen, das in der Nähe der größten Skiflugschanze der Welt, dem Kulm in Bad Mitterndorf, aufgeschlagen wurde. Bis hierhin hatte man bereits 880 km in 10 Etappen zurückgelegt und war sehr gut im Zeitplan. So konnte man sich also um 0.30 Uhr nach einer kurzen Mahlzeit beruhigt in die Schlafsäcke kuscheln und mit der Gewissheit einschlafen, das Ziel mit den verbleibenden drei Etappen am Samstag zu erreichen.

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Auch wenn “nur” noch drei Etappen mit ca. 170 km anstanden, hieß es doch um 5.00 Uhr schon wieder auf die Räder und weiter Richtung Heimat. Durch das Salzkammergut ging es vorbei an Bad Goisern am Hallstätter See, dem Wolfgangsee und dem Fuschelsee. In Fuschl machte man noch einmal Pause mit dem Betreuerteam, wo es ein “Resteessen” gab. Hier verabschiedeten sich die Betreuer schließlich von den Radlfahrern und traten den Heimweg an.

Für die Radler begann nun der genussvolle Teil der Tour. So hatte Michael Köhldorfner bei der Streckenbesichtigung auf den verbleibenden zwei Etappen noch den ein oder anderen Einkehrschwung im Biergarten von Schönram und beim neuesten Schellen Sau Mitglied John Gonzalves vom Gasthof zur Post in Obing eingeplant. So brachte man die verbleibenden Kilometer noch mehr oder weniger locker hinter sich und versuchte unnötige Höhenmeter zu vermeiden.

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Am Ziel in Wasserburg beim Gasthaus Wimmerwirt warteten schon zahlreiche Familienmitglieder, Freunde und Fans der Schellen Sau Radler auf die tapferen Fahrer. Pünktlich um 18.00 Uhr kamen die wackere Frau und die wackeren Männer dann pünktlich wieder zurück, und wurden von einem kräftigen Regenschauer empfangen.
Bei seiner obligatorischen Ansprache – zum ersten Mal aufgrund des Wetters in der Gaststube – bedankte sich der 2. Vorstand Michael Köhldorfner bei allen beim Wettergott, den Helfern, Mitradlern und Fans. Auch freute er sich über den unfallfreien Verlauf der Fahrt. Außerdem bedankte er sich auch bei den Familien der Radlfahrer für das Verständnis, das diese mitbringen. So mussten sie ja auch bereits in der Vorbereitungszeit etliche Stunden auf ihre Liebsten verzichten. Damit beschloss man dann die Tour 2016 nach 1050 km und rund 13.000 Höhenmetern in gemütlicher Runde. Alle waren sich einig, dass es wieder einmal eine besonders schöne Tour in einer angenehmen und lustigen Stimmung war. Somit ist es auch kein Wunder, dass man bereits begann, neue Pläne für die nächste Tour im Jahr 2018 zu schmieden.

Die Route zum selber nachfahren

Gesamtstrecke: 1062.32 km
Gesamtanstieg: 13819 m
Download file: schellen-sau-tour2016.gpx

Schellen Sau e.V.